Wohnen und Leben

Geruchsbelastung – was tun

27 Mar, 2016

Heute koch ich, morgen brat ich… Gerüche im Haushalt haben verschiedene Ursprungsquellen, die nicht immer der Nase schmeicheln.

Was wirksam gegen Ausdünstungen aus Bad, Aschenbecher und Werkstatt hilft, lesen Sie in diesem Blogbeitrag.
Durchschnittliche Lesezeit: 10 min

Inhalt:

  • Riechst du hier was?
  • Wie wird Geruch gemessen?
  • Mief! Belästigung durch Gestank
  • Neutralisierende Hausmittel
  • Lösungen für den professionellen Einsatz

 

Riechst du hier was?

 
Mit Geruch bezeichnen wir Sinneseindrücke, die über die Nase aufgenommen werden. Laut Erkenntnissen der Rockefeller University (2014) kann ein Mensch über 1 Billionen (1000000000000) Duftreize unterscheiden. Die Riechschleimhaut misst in beiden Nasenhöhlen je 2,5 bis 5 cm2. An diesen sensiblen Sinnzellen werden Geruchsstoffe in Moleküle aufgeteilt, die chemische Reaktionen an den gut 350 Rezeptoren auslösen. Jeder Rezeptor reagiert dabei auf eine bestimmte Molekülgruppe und gibt diese Information über tieferliegende Nervenbahnen an das Gehirn weiter, wo sie Erinnerungen aktivieren und Gefühle auslösen. Ob ein Geruch gefällt oder nicht hängt in den meisten Fällen von der emotionalen Bewertung, der zugehörigen Erfahrung und der kulturellen Prägung ab. Beispielsweise gilt der Geruch von getrocknetem Meerestier in einigen Ländern als äußerst appetitanregend.

Da die wenigsten Düfte mit Worten benannt werden können, werden sieben Grundgerüche in dem Klassifizierungssystem nach Prof. Amoore, Biochemiker und Forscher, unterschieden. Der beliebteste Duftbaustein ist wohl der blumige, gefolgt von Menthol-Minze bis evtl. noch Moschus. Dann folgen ätherisch, beißend, faulig und der Geruch nach Mottengift. Auch andere Systeme sind gängig, die wir z.B. von der Bewertung von edlen Weinen und Parfums her kennen. Dabei werden Begriffe wie fruchtig, harzig-holzig oder würzig verwendet. Eine Einteilung aus dem Jahr 1985 unterscheidet zehn Basisdüfte, zu dem auch "Popcorn" gehört!


Wie viele Kompositionen tatsächlich unterschieden werden, ist auch abhängig von der Lernkompetenz des Gehirns - Geruch kann trainiert werden. Wer bereits als Kind einer Vielzahl interessanter olfaktorischer Eindrücken erlebt, hat im späteren Leben gute Chancen als Chefkoch. Denn auch der Geschmackssinn wird von der Nase gesteuert, weswegen wir kaum ein Gericht zu würdigen wissen, wenn wir erkältet sind.
 

Hundenase

 
Ein ausgeprägter Geruchssinn ist für Tiere und, biologisch betrachtet, bis vor kurzem noch für den Menschen die beste Lebensabsicherung. Nicht nur verdorbene Nahrung, sondern auch fruchtbare Partner und Spuren von Verwandten und Fressfeinden werden gewittert. Beim Menschen sind im Laufe der körperlichen Evolution die Fähigkeiten der Augen in den Vordergrund gerückt, das Schnuppern verlor an Wichtigkeit. Dennoch sind wir immer noch mit einem äußerst feinsinnigen Riechkolben ausgestattet, nehmen nach wie vor Angstschweiß, Fäulnis, sogar Süße von Früchten wahr.

Und dabei ist der bürgerliche "Zinken" dem Riechorgan von Hunden bei weitem unterlegen. Unser beste Freund der Hauswolf hat eine 40-mal größere Riechfläche in der Nase als sein Herrchen und verfügt über knapp 220 Millionen Riechzellen mehr. Schon von weitem erschnüffelt er die leckere Stulle in der Tasche. Doch sind Hunde nicht nur starke Riecher, sondern riechen durch Talgablagerungen in ihrem Fell selber zuweilen recht stark.
 

 

Wie wird Geruch gemessen?

Kennen Sie Olf? Nein, das ist kein Fabelwesen aus Mittelerde, sondern die in den 1980er Jahren eingeführte Maßeinheit zur Bewertung der Geruchsstärke. Olf ist eine Abkürzung des lateinischen Worts olfactus für Geruchssinn. Beispielsweise beträgt die Geruchsemission einer Person, die alle 36 Stunden duscht/badet und sitzend tätig ist, 1 Olf (Vergleich Gewohnheitsraucher 25 Olf). Es entsteht zwar kein strengeres Odeur, dennoch "riecht es hier nach Mensch". Ganz frischer Schweiß ist bei Gesunden noch geruchlos, typische Merkmale entstehen erst bei der Umwandlung von Fett- zu Buttersäure durch Bakterien an der Hautoberfläche. Ein lebhaftes Kind mit 12 Jahren wird mit 2 Olf bemessen, bei Teenagern kann wegen hormonellen Veränderungen im Körper direkt ausgetretener Schweiß schon stinken.

Im geschlossenen Raum wird die empfundene Luftqualität mit Dezipol (von pollution für Verschmutzung) bemessen. Die Angabe wird z.B. zur Bewertung von Lüftungsanlagen herangezogen. Ein Dezipol entspricht der Luftqualität, die eine Person mit 1 Olf in einem geschlossenen Raum bei Belüftung mit 10 Litern Frischluft (Lüftungsrate 36 m3/h) pro Sekunde hinterlässt. Eine solche Raumluftkonzentration wird als mittel bis gut bewertet.

 
 

Empfundene Luftqualität:

  • bis 0,7 Dezipol: hoch
  • bis 1,4 Dezipol: mittel
  • ab 2,5 Dezipol: niedrig
Beide Maßeinheiten gehen auf den dänischen Professor Ole Fanger zurück. Der Wissenschaftler wies erstmals nach, dass schlechte Raumluft bei Kindern zu Asthma führen kann. Seit Juli 2003 gilt die neue europäische Geruchseinheit (Schreibweise GEE/m3), die in Norm EN 13725 (vormals VDI 3881) definiert ist. Dabei steht der Wert GEE für die Menge Geruchsstoff, die vermischt mit einem Kubikmeter Neutralluft die Wahrnehmungsschwelle überschreitet. Sie löst nach und nach die Angabe Olf in ihrer internationalen Bedeutung ab.
 
Olf (Emission/Ausströmung) = Verunreinigungslast (Stärke) der Geruchsquelle.
Dezipol (Immission/Einwirkung) = wahrgenommene Raumluftqualität bei Belüftung und Verunreinigung durch 1 Olf.


Die menschliche Nase hat sich in Testverfahren bislang noch immer gegen elektronische Verfahren durchgesetzt. Bei der Geruchsanalyse mittels Olfaktometer werden Duftmoleküle mit chemisch reiner Luft verdünnt und nach Konzentration, Intensität und Bekömmlichkeit bewertet. Damit es nicht zur Verunreinigung der Probe kommt, werden die ausgewählten Prüfer im "Verhaltenskodex" der EN 13725 veranlasst, bestimmte Ernährungs- und Hygienemaßnahmen einzuhalten. Um den Geruchsreiz deutlich mit einer körperlichen Reaktion in Zusammenhang zu bringen, wird zudem eine starke Motivation der Tester gefordert.

 

Mief! Belästigung durch Gestank

Interessant ist nun die Frage, ab wann aus einem übelriechenden aber ungiftigen Sekret eine ernstzunehmende Belästigung mit gesundheitlichen Folgeschäden wird. Eine klassische Streitfrage stellt "die gute Landluft" dar. Was den einen an die herrlichen Ferien auf dem Bauernhof erinnert, kann für den anderen schon unzumutbar sein und Übelkeit hervorrufen. Bloß gegen einige Warngerüche wie "fauligen" Schwefelwasserstoff gibt es allgemeingültig angeborene Abneigungen. Solche irritierenden Bouquets werden z.B. Heizgasen beigefügt, um ein versehentliches Ausweichen sofort zu registrieren.

In Industrie, Landwirtschaftlichen Betrieben aber auch Großküchen oder Textilwirtschaft können Gerüche austreten, die das zumutbare Maß für Arbeitnehmer übersteigen. Im Härtefall muss ein Gericht entscheiden, ob ein Geruch noch "zuträglich" ist. Ausnahme: toxische (auch geruchlose) Stoffe in der Atemluft dürfen eine festgelegte Obergrenze nicht überschreiten. Genaue Richtlinien werden laut Arbeitsstättenverordnung, Geruchsimmissionsrichtlinie und TA Luft geklärt.

Lesen Sie mehr im Blog: Luftverschmutzung im Innenraum

Gewöhnlich dünsten fabrikneue Produkte ein paar Tage aus, wogegen regelmäßiges Lüften hilft. Besteht der Geruch allerdings über vier Wochen hinaus, können Sie den Gegenstand reklamieren und von Ihrem Recht auf "geruchsneutrale" Ware Gebrauch machen. Doch die rasche Gewöhnung der menschlichen Nase führt dazu, das Wohngifte nicht mehr richtig wahrgenommen werden und so über längere Zeit einwirken. Ca. 8000 verschiedene chemische Substanzen können in der Raumluftanalyse nachgewiesen werden. Eine regelmäßige kontrollierte Lüftung ist daher unerlässlich.

 

Neutralisierende Hausmittel

Giftstoffe entfernen:

Keine geringere Organisation als die NASA hat sich in der Clean Air Study mit der luftreinigenden Eigenschaft von Pflanzen beschäftigt. Die Gewächse können z.T. giftige Stoffe binden und in Sauerstoff umwandeln. Als die wirksamsten Binder von Giftstoffen wie Benzol und Formaldehyd werden z.T. bekannte Zimmerpflanzen wie Gummibaum und Birkenfeige (Ficus benjamina) genannt. Aber auch das Einblatt und der der stachelige Bogenhanf eignen sich für den Hausgebrauch.
 

Gerüche loswerden:

 
Freischwebende Aromen fangen sich besonders in Textilien wie z.B. Gardinen, Polsterbezügen und Küchenhandtüchern ein. Neben der regelmäßigen Wäsche empfiehlt sich, Stoffe und Kleidung verschlossen aufzubewahren. Kam es bereits zu olfaktorischer Verunreinigung und das Reinigen in der Maschine ist nicht möglich, kann ein sanfter Abrieb mit verdünntem Essig oder Zitronenwasser helfen. Gebrauchter Kaffeesatz bindet ebenfalls Gerüche. Dieser wird nicht ins Gewebe eingerieben, sondern in einer Schale zusammen mit etwas Wasser im Raum aufgestellt. Auch Essig kann auch diese Art verwendet werden und erzielt gute Resultate. Auf hartnäckige Geruchsquellen wie den Zigarettenascher kann eine dünne Schicht aus Natron (Backpulver) gestreut werden. Angerührt mit etwas Wasser kann die Paste auch zum Abrieb von glatten Flächen verwendet werden.

Diese Hausmittel aus Omis Zeiten sind chemischen Duftsprays überlegen und zudem noch günstig.

 

Lösungen für den professionellen Einsatz

Luftverbessernde Geräte mit Filtereinsatz aus Aktivkohle ziehen Tabakrauch, den Geruch von verbranntem Essen und Fettablagerungen aus dem Innenraum. Sie eignen sich, je nach Reinigungsleistung, für Privaträume aber auch für Gastronomie, Bars, Diskotheken und Raucherbereiche. Lösungen für Industrie, Laborräume und Werkstätten müssen erhöhten Belastungen (Brand- und Explosionsgefahr, Wasserschutz) gerecht werden.

Die Kohle kann in Dunstabzugshauben oder mobile Filtergeräte wie z.B. Luftreiniger eingesetzt werden. Neben Carbon zum Binden der Geruchsmoleküle werden über extrem feinporige HEPA-Einsätze auch Allergene wie Blütenpollen, Hausstaub und sogar Viren und Bakterien verlässlich entfernt. Bei der Ionisation werden selbst kleinste Schwebteilchen elektrisch aufgeladen und mittels Magnet-Technik aus der Atemluft gezogen.

In diesem Video können Sie den Vorgang bildlich verfolgen:
 
Abhängig zur Geruchsentwicklung werden Kohlefilter etwa 1 bis 2 x pro Jahr gewechselt. Einige Luftreiniger verfügen über eine automatische Wechselanzeige. Der Zugang zum Gerät sollte möglichst leicht zu erreichen und kontrollieren sein. Mehr über Filterklassen, -arten und -wechsel in unserem Ratgeber Filterklassen.

Um die luftreinigende Leistung eines Gerätes zu beurteilen, können die CADR Angaben in der Herstellerbeschreibung herangezogen werden. Die Werte besagen, wieviel Rauch, Pollen und Staub ein Filter in festgelegter Zeit herausnehmen kann. Speziell für Rauchpartikel ist die erste der drei Ziffern der CADR Angabe relevant. Sie streckt sich von 10 (geringe Leistung) bis 450 Punkten (Bestleistung). Für einen mittelgroßen Privatraum ist die Abgabe 150 ein gutes Ergebnis.

Die Ermittlung der Werte beruht auf freiwilliger Laborprüfung und wird daher nicht von allen Herstellern durchgeführt. Dadurch ist die Vergleichbarkeit mehrerer Markengeräte in diesem Punkt nicht immer möglich. Orientieren Sie sich in diesem Fall an den angegebenen Luftdurchsatz, dem Stromverbrauch und Dezibel-Angaben.

Quellen:
https://www.allum.de/wissenswertes/der-geruchssinn/gerueche-messen-und-bewerten
http://www.zeit.de/wissen/2013-09/geruch-kategorien-studie
http://www.vivis.de/phocadownload/2015_is/2015_IS_131-150_Hauschild.pdf
http://www.wiwo.de/erfolg/zukunftderarbeit/die-top-ten-der-zimmerpflanzen-fuer-saubere-luft/11025392.html

 

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